Brunhilde und Gerhard Suckfüll zogen sich aus dem Niederläurer Unternehmen zurück. Töchter und Enkel sind nun alleinige Geschäftsführer. Wie die Nachfolge gelang.
Mit einer Schaufel fing in den 1970er-Jahren alles an: Gerhard Suckfüll half seinem Schwiegervater, einem „Totengräber“, beim Gräber ausheben. Zu dieser Zeit arbeitete er auswärts als Polier am Bau und sah seine Familie nur am Wochenende – eine Veränderung sollte her. „Warum nicht in der Heimat eine Firma aufbauen, die Angehörige bei allem rund um Bestattungen unterstützt?“, dachte sich Gerhard Suckfüll.
Gerhard Suckfüll leistete Pionierarbeit in der Branche
„Es gab früher Schreiner, die Särge herstellten und Fuhrunternehmen, die Überführungen durchführten. Aber noch keinen Vollbestatter. Ich wurde ausgelacht für meine Idee“, erzählt der 77-Jährige.
Trotzdem gründete er 1977 mit seiner Frau Brunhilde (72) ein Bestattungs-Unternehmen. Mit Erfolg: Immer mehr Gemeinden, in denen es keinen Totengräber mehr gab, und Angehörige nahmen Suckfülls Dienste in Anspruch. Heute beschäftigt die Firma 29 Mitarbeitende. Stolz zeigt sich Gerhard Suckfüll darauf, dass viele dem Unternehmen seit Jahrzehnten treu geblieben sind.
So konnte kürzlich Robert Huyer aus Reichenbach auf 40 Jahre in der Firma zurückblicken. Er erhielt von den Geschäftsführern Philipp Klöffel und Lukas Mahlmeister die Ehrenurkunde der Handwerkskammer Unterfranken. Auch in der Branche leistete Gerhard Suckfüll Pionierarbeit. „Dass der Bestatter zum Ausbildungsberuf wird, dafür habe ich gekämpft“, sagt er.
16 Jahre war er Vorsitzender des Bayerischen Bestatterverbands und initiierte, dass das Bundesausbildungszentrum für Bestatter nach Münnerstadt kam. Viele Jahre fungierte er als Sachverständiger und stellte mit die Weichen für das Gräberfeld für Sternenkinder auf dem Bad Neustädter Friedhof. Ihr Vater sei immer innovativ gewesen, sagt Tochter Michaela Klöffel. Etwa bei der Schaffung eines der ersten Verabschiedungsräume. Für seine Verdienste erhielt Suckfüll das Bundesverdienstkreuz.
Doch nicht Auszeichnungen, sondern die Famlie habe für ihn den höchsten Stellwert, sagt Suckfüll. „Meine Frau und ich sind seit 56 Jahren verheiratet und darauf bin ich stolz. Hinter einem starken Mann steht immer eine noch stärkere Frau“, so der Niederlaurer. Er zeigt sich froh, dass beide zum 1. Oktober 2024 das Unternehmen innerhalb der Familie übergeben konnten. Die Töchter Alexandra Mahlmeister (54) und Michaela Klöffel (53) sowie die Enkel Lukas Mahlmeister (31) und Philipp Klöffel (30) sind seither Geschäftsführer.
Enkel sieht es als Privileg, die Firma weiterführen zu dürfen
Ihm sei wichtig, so Gerhard Suckfüll, dass die Kinder und Enkel erst einmal Ausbildungen außerhalb des Unternehmens absolvieren und freiwillig in die Firma einsteigen. So lernte Alexandra Mahlmeister den Beruf der Floristin, Philipp Klöffel ist Schreiner, Michaela Klöffel und Lukas Mahlmeister absolvierten kaufmännische Ausbildungen. Alle lernten aber bereits von klein auf die Abläufe im Familienunternehmen kennen und schlossen später zusätzlich die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft oder gar zum Bestattermeister ab.
„Viele müssen reagieren, weil ein Geschäftsführer aufhört oder stirbt. Wir durften hineinwachsen“, sagt Lukas Mahlmeister. „Ich sehe es als Privileg, von dem profitieren zu können, was meine Großeltern über Jahrzehnte aufgebaut haben. Und als Verpflichtung im positiven Sinn, das Ganze weiterzuführen.“
Wie klappt es, als Familie so eng zusammenzuarbeiten? „Kommunikation spielt eine große Rolle. Es ist nicht immer leicht, als Familie zusammenzuarbeiten. Probleme muss man offen ansprechen und die Meinung der anderen akzeptieren können“, sagt Alexandra Mahlmeister.
„Vertrauen ineinander ist das Wichtigste“, so Michaela Klöffel. „Auch Konflikte kommen vor, ein Gewitter reinigt manchmal die Luft“.
(Quelle: Zeitungsartikel von Kristina Kunzmann | Mainpost vom 24.06.2025 https://www.mainpost.de)