Bestattungsinstitut Suckfüll GmbH

Allerheiligen: Zwei Bestatter über Helene Fischer-Musik zur Beerdigung und Erinnerungsschmuck aus Fingerabdrücken

Es wird früher dunkel, der Himmel ist trüb, der November naht: In den Tagen rund um den Allerheiligen- und Allerseelentag rücken Themen wie Tod und Beisetzung wieder verstärkt in das Bewusstsein vieler Menschen. Als Mitglieder der Geschäftsleitung des Bestattungsunternehmens Suckfüll beschäftigen sich Michaela Klöffel und Lukas Mahlmeister das ganze Jahr über mit Trauer, Sterben und Beerdigungsriten. Im Interview erzählen sie, wie sich Beisetzungen verändert haben und ob sich heute mehr Menschen mit ihrem eigenen Tod beschäftigen.

Immer seltener schwarze Kleidung, Abschiedsfeier ohne Pfarrer oder mit Luftballons, die in den Himmel steigen: Haben manche Beisetzungen heute fast schon so etwas wie Eventcharakter?

Michaela Klöffel:
Eventcharakter würde ich es nicht nennen, es geht nicht ins Extreme. Aber früher liefen Beisetzungen nach strikten Ritualen ab, heute sind sie individueller und näher am Verstorbenen. Riten helfen den Trauernden zwar auch, weil sie eine Art Leitfaden sind. Aber heute traut man sich mehr, es so zu machen, wie es dem Verstorbenen gefallen hätte. So wird zum Beispiel beim Tröster noch einmal sein Lieblingsrotwein aus Italien ausgeschenkt, wenn er den besonders gerne mit anderen genossen hat.

Lukas Mahlmeister: Es wird individueller und dadurch automatisch emotionaler und passt besser zum Verstorbenen. Zum Beispiel bei der Kleidung: Natürlich gibt es gewisse Vorgaben, sie muss aus Naturstoff sein. Sonst ist aber alles möglich, was der Verstorbene gerne getragen hat. Es muss nicht wie früher der besondere Anzug oder das Kostüm sein.

Beisetzungen werden also individueller. Spiegelt sich das auch in der Zahl der Trauergäste und der gewählten Musik wider?

Klöffel: Viele Beisetzungen finden im kleineren Rahmen statt, die großen Beerdigungen werden heute tendenziell weniger. Grundsätzlich geht die Musik in alle Richtungen, weltliche Musik hat aber zugenommen. Die Wünsche sind breit gefächert: Wir haben klassische Stücke wie den Gefangengenchor aus Nabucco, aber auch Songs von Helene Fischer oder Andreas Gabalier. Oder Lieder, die der Verstorbene von der Vierzehnheiligen-Wallfahrt kennt, oder Marienlieder.

Mahlmeister: Das eine schließt das andere nicht aus. Oft werden auch in einer kirchlichen Predigt oder Zeremonie moderne Stücke mit eingeflochten. Wir sind flexibel und die Pfarrer sind es auch geworden.
Welche Rolle spielt der Glaube des Verstorbenen oder der Angehörigen heute noch bei der Beerdigung?

Klöffel: Die Anfragen nach freien weltlichen Reden, die stark an das Leben des Verstorbenen anknüpfen, werden häufiger. Aber gerade hier in der Gegend sind auch kirchliche Riten nach wie vor gefragt. Wir hatten es auch schon, dass Redner und Pfarrer zusammen die Beerdigung gestaltet haben. Es kommt immer wieder vor, dass aus der Kirche Ausgetretene sich trotzdem eine christliche Beerdigung wünschen.

Mahlmeister: Ja, denn es gibt viele Menschen, die erst im Sterbeprozess wieder zum Glauben finden. Wir versuchen, beide Welten zu verbinden.
Bevor der Verstorbene beigesetzt werden kann, muss die Art des Grabs gewählt werden. Sehen Grabstellen heute anders aus als früher?

Klöffel: Die großen Familiengräber gibt es noch, aber die Tendenz geht zu den kleineren, pflegeärmeren und naturnahen Gräbern. Auch, weil sich die Familienstruktur sehr geändert hat. Es wohnen nicht mehr alle Angehörigen in der Nähe.

Mahlmeister: Der Vorteil ist, dass man im Sommer nicht zweimal täglich zum Gießen auf den Friedhof muss, was viele Angehörige gar nicht leisten könnten. Durch die Wahl eines kleineren Grabes haben sie dennoch einen Ort zum Trauern, was für viele Familienmitglieder, Kollegen oder auch Freunde des Verstorbenen wichtig ist.
Dass es immer mehr Urnen statt klassischer Gräber gibt, ist auch dem Pflegeaufwand geschuldet?

Klöffel: Einerseits ja. Andererseits hatte man lange in der Rhön als christlicher Gegend viele Erdbestattungen. Inzwischen sind die Kirchen da aber auch offen und machen keinen Unterschied mehr zwischen Erd- und Feuerbestattungen. Von daher geht die Tendenz mehr zur Feuerbestattung. Auch, weil bei dieser Bestattungsart mehr Zeit bleibt bis zur Beerdigung, um alles drumherum zu regeln.
Wie können naturnahe Grabstätten aussehen?

Mahlmeister: Oft wird die Urne an einem zentralen Baum, an der Friedhofsmauer oder in Anlagen, die wie ein Beet gestaltet sind, bestattet. Oder in einer Wiese. Die Namensnennung findet oft in Form einer Säule oder einer Art Denkmal oder direkt am Grab statt. Naturnah heißt übrigens nicht anonym: Bei dieser Grabart findet keine Namensnennung statt und die Angehörigen wissen meist nicht, wo genau der Verstorbene beerdigt ist.

Klöffel: Es gibt zum Beispiel die Naturfriedhöfe in Alsleben oder Nüdlingen. Aber auch die Gemeinden reagieren und schaffen auf ihren Friedhöfen Raum für naturnahe Gräber oder Baumgräber.
Beschäftigen sich Menschen heute häufiger mit ihrer eigenen Beisetzung?

Klöffel: Schon seit einigen Jahren regeln immer mehr Menschen ihre Bestattungsvorsorge. Die Eltern haben es erledigt, die Kinder wissen, dass deren Wunsch erfüllt wird. Das ist gut, weil es oft gar nicht so einfach ist, zu Lebzeiten über das Thema zu sprechen. Den Kindern wird damit eine große Aufgabe abgenommen.

Mahlmeister: So haben die Angehörigen Zeit, sich um die Trauer zu kümmern. Es ist kein schönes Thema. Aber irgendwann trifft es uns alle. Deshalb ist es problematisch, wenn man wirklich niemals auch nur ansatzweise mit seinen Angehörigen darüber spricht.
Bei welchen Wünschen sind Ihnen Grenzen gesetzt?

Klöffel: Es kommen immer wieder Anfragen, die das Gesetz nicht erlaubt. So darf man zum Beispiel keine Asche aus Urnen entnehmen, um daraus zum Beispiel Schmuck zu machen oder sie zu Hause aufzubewahren. Auch wenn es andere Beerdigungsinstitute bundesweit bewerben: Es ist nicht legal. Manche Menschen verstehen nicht, warum wir solche Wünsche nicht erfüllen können.
Gibt es Alternativen zu den oft gewünschten Schmuckstücken aus Asche?
Mahlmeister: Auf Wunsch der Angehörigen nehmen wir einen Fingerabdruck des Verstorbenen. Daraus wird ein Relief gefertigt, aus dem ein Schmuckstück entsteht, das sich wirklich wie eine Fingerstruktur anfühlt. Auch eine Tattoo-Vorlage kann aus dem Fingerabdruck erstellt werden, die Nachfrage nimmt zu.

Klöffel: Für die Älteren sind es eher die Schmuckstücke. Jüngere interessieren sich häufiger für die Tattoo-Vorlage. Mit beidem können sie sagen: 'Ich trage den Verstorbenen ein Stück weit bei mir'. Vielen Menschen ist ein solches Erinnerungsstück wichtig.

 

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